Sibylle Bremicker - Praxis für Tiefenpsychologische Körpertherapie

Erfahrungsberichte

Paar in intensivem Therapieprozess
über mehrere Jahre der Einzel- Paar- und Gruppentherapie

 
Die Klientin, ca. 50, erfolgreiche Werbefachfrau, beginnt mit Gruppentherapie, um ihre Panikattacken loszuwerden, sich nicht mehr depressiv sondern lebendig zu fühlen. Mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz, Wunsch nach stabiler Partnerschaft, Aufbau eines Freundeskreises sind ebenfalls Therapieziele.
 
Der Klient, ca. 50, Physiotherapeut, kommt in die Abendgruppe, um mit seiner Krankheit, der Multiplen Sklerose besser zu leben.
Außerdem ist er frisch geschieden, wünscht sich eine neue Partnerin (die Beziehung zu der Klientin erscheint ihm noch zu frisch) und Freunde. Ihm ist in der aktuellen Krise bewusst geworden, dass er noch nie einen Freund hatte, der mit ihm durch Höhen und Tiefen geht.
Er will lernen, so eine Freundschaft zu pflegen.
 
Nach einem Therapieprozess von über fünf Jahren haben beide Klienten all diese Ziele erreicht!
Vielleicht klingt das lange, andererseits haben sie sehr grundlegende Ziele, die den Wunsch nach gravierenden Verbesserungen der Lebensumstände beinhalten. Dafür ist es doch wohl schlau, sich Zeit zu lassen!
 
Die Klientin beginnt vier Jahre vor dem Klienten mit Therapie bei mir. Sie nimmt zunächst an einer Abendgruppe und danach an einer
Drei-Jahresgruppe teil. Diese Gruppen habe ich gemeinsam mit Carsten Hillebrandt geleitet . Parallel dazu kommt sie zu Einzelstunden abwechselnd zu uns beiden. Nach der Dreijahresgruppe lernt sie ihren jetzigen Mann, den oben vorgestellten Klienten kennen und motiviert ihn, Körperpsychotherapie bei uns zu machen.
Nach der Abendgruppe, die ein Jahr dauert, nimmt er an einer Drei-Jahresgruppe teil. Parallel dazu kommt er in Einzelstunden zu mir und gelegentlich auch in Paartherapie mit seiner Freundin, die er dann auch heiratet.
 
Was hat sich bei der Klientin verbessert?
Sie erkennt Stück für Stück, dass ihre Panikattacken auftreten, wenn sie sich in sich zurückzieht und ihre Interessen nicht äußert.
Das klingt eigentlich ganz einfach, ist aber vor dem Lebenshintergrund der Klientin echtes Neuland! Mit Hilfe von Phantasiereisen, klärenden Gesprächen, verschiedenen Körperübungen habe ich in der Einzelarbeit mit ihr in einem mehrjährigen Prozess geklärt, was die Ursachen für die Panik ist. Ihr Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit wurde in der Kindheit nicht erfüllt. Sie hat als Kind sehr viel Angst und Einsamkeit erlebt. Ihre Mutter ist kaum mitfühlend, durch den Krieg traumatisiert und wirkt dadurch gefühlsmäßig wie abgestumpft und fühlt sich sehr alleine gelassen. Der Vater ist zwar in der Familie, gefühlsmäßig aber überhaupt nicht da. Er kümmert sich nicht um die Kinder, weder Spielen noch irgendetwas anderes. Ihn interessieren nur gute Leistungen. Erst als die Kinder alle erwachsen sind, geht der Vater fort und heiratet eine andere Frau. Die Mutter kommt mit den Ängsten der Klientin nicht klar. Sie tröstet nicht, sondern macht ihr Druck, alles zu schaffen.
Die Panik kommt auch bei Überlastung. Ein Kind tut alles, um die Eltern glücklich zu machen, um ihre Liebe zu bekommen. Im Falle dieser emotional abwesenden Eltern, die als Überlebensprinzip gute Leistungen gewählt haben, gibt sich die Klientin Mühe, immer lieb zu sein, besonders schlau, mutig und erwachsen. Das schafft aber über längere Zeit kein Mensch. Außerdem wird die Mutter durch das liebe Kind trotzdem nicht lebendiger, sie hat selber so viele Probleme. Papa spielt doch nicht mit den Kindern. Das Kind bleibt einsam, Ängste bis hin zu Panik steigen auf. Wenn dies dann in körperliche Symptome eskaliert, wird die Mutter für eine kurze Zeit präsenter, kann aber auf Grund der eigenen Traumatisierung nur mit Druck reagieren. Sie fühlt sich dann schnell überfordert und zieht sich wieder zurück. Für einen kurzen Zeitraum erhält das Kind einen kleinen Teil der Zuwendung, nach der es sich sehnt – bis zur nächsten Panikattacke.
Diese Zusammenhänge waren für die Klientin immer mehr fühlbar. Es gibt viele Menschen mit Panik und Ängsten, die diese aktiv vertuschen.
In der Therapiegruppe trifft sie andere Menschen mit ähnlichen Problemen und erlebt, auch mit den Panikattacken dazuzugehören, normal zu sein. Es ist für sie neu, in der Therapie zu erleben, das wir als Therapeuten, die anderen in der Therapiegruppe, aber auch ihr neuer Mann, Freunde, Arbeitskollegen sie mögen und wirklich trösten und beruhigen können, wenn ihre Panikattacken auftreten.
Außerdem erlebt sie, auch ohne Panikattacken Kontakt herstellen zu können, indem sie ihre Gefühle früher äußert, egal welche, auch die unangenehmen, „schlechten“ wie Wut oder Verachtung und die anderen bleiben da! Sie kann sagen, was sie stört, was sie will und nicht will. Ein Leben mit Zeit für eine Ehe, Freunde und Erfolg im Beruf ist möglich geworden!
 
Was hat sich beim Klienten verbessert?
In der Einzelarbeit habe ich mit ihm sehr intensiv an seiner Lebendigkeit gearbeitet, die durch die Multiple Sklerose vor Therapiebeginn immer stärker eingeschränkt wurde. Am Ende der Therapie hat der Klient keine Schübe mehr, eine lebendige Ehe und Männerfreundschaften!
 
Zu Beginn der Therapie gibt der Klient an, keine Gefühle zu haben. Die Schübe der Multiplen Sklerose überfallen ihn unverhofft. Wir finden zusammen heraus, dass die Schübe immer dann auftreten, wenn er überfordert ist, wenn er seine Grenzen nicht setzt und wenn er seine Wut / Enttäuschung nicht zeigt, sondern in sich hineinfrisst. Deswegen wird die Multiple Sklerose auch als autoaggressive Krankheit – gegen sich selbst gerichtete Zerstörungswut – bezeichnet. Bei jedem Schub sterben durch die Entzündungen ein wenig mehr Nervenbahnen ab. Bei dem Klienten ist ein Bein betroffen. Der Rückzug in die Krankheit und ins Krankenhaus ermöglicht dem Klienten, wieder mehr zu sich zu kommen und wieder besser zu funktionieren. Dies will der Klient ändern, er will die Vorzeichen der Schübe erkennen lernen auch vor dem Wunsch, seinen Beruf, in dem er erfolgreich ist, langfristig weiter ausüben zu können.
Schritt für Schritt erarbeite ich mit dem Klienten, wie er früher seine Grenzen fühlen und setzen kann. Er lernt, dass es sehr wohl Gefühle hat, diese aber in seiner Vergangenheit nicht ernst genommen wurden. Auch rein körperlich erlebte er in seiner Kindheit kaum Berührungen. Aus dieser sehr schmerzlichen Erfahrung gewöhnte er sich sehr früh und unbewusst Gefühlsaußerungen ab und kam zu der Überzeugung, keine Gefühle zu haben. Hier arbeiten wir auch bis hin zur Pränatalen Psychologie. Der Klient erlebt in Körperübungen zum ersten Mal ein Gefühl von Verbundenheit, Sicherheit und Vertrauen. In ihm fühlt es sich so an, als habe schon in der Zeit, als er noch im Bauch seiner Mutter war, der Vorgang des sich Zurückziehens in den Kopf, ins Überlebensstressmuster und aus den Gefühlen begonnen.
Er wurde aus seinem Rhythmus gebracht. Hierzu gibt es mittlerweile Untersuchungen aus dem Bereich der Neurobiologie, pränatalen Psychologie und Stressvorschung, die diese Wahrnehmung untermauern. Genau an dieser Stelle setzte ich dann in zahlreichen Einzelstunden an, Raum für seine Gefühle wie z.B. Wut, Liebe, Scham, Vertrauen, Angst, Nähebedürfnis zu geben – ähnlich wie in einer guten Gebärmutter -  auch mit Hilfe von Körperübungen. Er lernt seine Gefühle durch den Kontakt mit mir erkennen, benennen, ausdrücken und sogar genießen! 
Jetzt kann der Klient einen beginnenden Schub als Anzeichen sehen, sich seine Gefühle bewusster zu machen und diese auszudrücken.
So hat er seit einigen Jahren keinen Schub mehr gehabt, das betroffene Bein ist wieder kräftiger, er steht mit beiden Beinen im Leben!
 
Besonders effektiv wird die Einzeltherapie, als vor einem Jahr ein Schub anfängt und er in der akuten Phase mit meiner Unterstützung noch genauer hinschauen kann, was er dann braucht und wie er das in seinem Leben leben kann.
Auch in seinem Freundeskreis vertuscht er seine Symptome und seine eigene Meinung nicht mehr. Er ist viel authentischer geworden und kann so zu nehmend echte Männerfreundschaften gestalten. Er gestaltet sein Leben immer mehr nach seinem eigenen Rhythmus!

Die Zufriedenheit in ihrer jetzt nicht mehr ganz so neuen Ehe empfinden beide Klienten auch als Therapieerfolg. Wusste er bei der alten
Ehe zunächst nicht, warum sie auseinanderbrach, hat er nun Möglichkeiten, sein Eheleben zu gestalten. In der Paartherapie habe ich beide motiviert, zunehmend in ihrem eigenen Rhythmus (Wann bringe ich den Müll runter, wann treffe ich meine Freundinnen und welcher Tag passt für eine Radtour, wann kaufen wir ein neues Auto, wann will ich Nähe) zu bleiben. Beide trauen sich, miteinander zu streiten und
auch eigene Wege zu gehen und haben erlebt, dass der andere genau dann bleibt.
 
Psychotherapie brauchen beide nur noch selten, mein Kontaktangebot bleibt bestehen.